Vorwort
Der enorme Zuwachs an Nutzern wie auch an Informationsangeboten im Internet und besonders im World Wide Web innerhalb der letzten Jahre ist beeindruckend, und ein Ende dieses Booms scheint nicht in Sicht. Mit diesem Boom steigt mittlerweile die Zahl der Kritiker, die sich durch diese Informationsflut überfordert fühlen und den unverhältnismäßig großen Anteil an "Informationsschrott" beklagen.
Die mangelnde Qualität bzw. der Nutzwert einer Web-Site ist in erster Linie eine Frage der Inhalte. Wenn man jedoch nur einmal schlagwortartig die Vorteile des Mediums World Wide Web gegenüber anderen betrachtet, die da wären Multimediafähigkeit, Interaktivität und Aktualität, wird sehr schnell klar, daß für die Gestaltung und Bereitstellung der Inhalte die Technik eine entscheidende Rolle spielt.
Gerade im Hinblick auf die genannten Schlagworte und die wachsenden Ansprüche der "User" ist nach der massenhaften Einführung bunter Bilder via Telefon nun ein zweiter, technologischer Schritt bei den "Anbietern" von Web-Sites notwendig, der sie dazu befähigt, diesen Ansprüchen mit verhältnismäßig geringem Aufwand gerecht zu werden. Eine wichtige Rolle bei diesen "Web-Sites der zweiten Generation" wird die Einbindung von Informationen aus Datenbanken spielen.
Die vorliegende Diplomarbeit behandelt das Thema "Datenbankanbindungen für das World Wide Web". Die Arbeit teilt sich in drei Kapitel auf: Kapitel 1 liefert eine Einführung in die Thematik, indem zunächst die technischen Grundlagen einer sog. "herkömmlichen Web-Site" kurz zusammengefaßt werden und die Motivation bzw. Notwendigkeit des Einsatzes von Datenbanken zur Erweiterung dieses Konzeptes dargestellt werden.
In Kapitel 2 wird das Web-Datenbank-Gateway als zentrales Softwaremodul zwischen Web-Server und Datenbank untersucht. Die heute bekannten, teilweise recht unterschiedlichen technologischen Ansätze zur Realisierung eines solchen Gateways werden hier ausführlich dargestellt und in Hinblick auf wichtige Kriterien wie Performance, Skalierbarkeit und Kompatibilität verglichen. Zum Schluß dieses Kapitels werden über 20 bereits verfügbare Produkte nach diesen Kriterien untersucht und ausführlich dokumentiert.
Kapitel 3 befaßt sich mit der Entwicklung von Web-Datenbank-Anwendungen. Anhand der prototypischen Entwicklung einer Hyperlinkdatenbank werden typische Probleme und Fragestellungen bei der Erstellung einer solchen Anwendung von der Konzeption bis zur Installation betrachtet und konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet. Als Gateway und Entwicklungstool kommt das von Netscape entwickelte LiveWire zum Einsatz, das vor allem durch die Verwendung von JavaScript für die Serverseitige Programmierung interessant ist.
Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, habe ich mich bei allen Betrachtungen auf die dynamische Generierung von HTML-Seiten im Moment der Anfrage an den Web-Server beschränkt. Außerdem wurde die Produktanalyse auf Systeme für die Betriebssystemplattformen Unix und Windows NT eingegrenzt. Datenbanksysteme werden in dieser Arbeit als Hilfsmittel für eine Webanwendung betrachtet. Es wird nur auf die in diesem Zusammenhang relevanten Eigenschaften eingegangen. Deshalb werden wegen ihrer großen Verbreitung ausschließlich relationale Datenbanksysteme, die SQL als Abfragesprache verstehen, betrachtet. Das soll jedoch nicht als Bewertung der Eignung von objektorientierten oder objektrelationalen Datenbanksystemen für diesen Zweck verstanden werden.
Ziel der Arbeit ist es, für den Bereich Web-Datenbank-Anbindung den aktuellen Stand der Technik darzustellen und kritisch zu beleuchten. Es soll und kann nicht der ideale Gatewaytyp oder die perfekte Web-Datenbank-Anwendung empfohlen werden. Vielmehr soll der Leser dazu befähigt werden, Technologien und Produkte bewerten und in Hinblick auf die Eignung für bestimmte Aufgaben beurteilen zu können. Außerdem soll er für die Beachtung wichtiger Grundsätze bei der Konzeption und Entwicklung einer Datenbankbasierten Webanwendung sensibilisiert werden.
Bedanken möchte ich mich bei der GMD Forschungszentrum Informationstechnik, Abteilung Innovationsberatung und Entwicklung (IBE) in Sankt Augustin für die großzügige Bereitstellung ihrer Infrastruktur. Meinen speziellen Dank möchte ich allen IBE-Mitarbeitern aussprechen, die mich zu jeder Zeit uneingeschränkt unterstützt haben, insbesondere Herrn Jürgen Baum.
Köln, im März 1997 Wolfgang Hoffmann